Ziele

Peter Isselburg: Versammlung der Fruchtbringenden Gesellschaft in der Imprese Herzog Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar, in der Gesellschaft "der Schmackhafte". Um 1622. In: Johann Christof Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt, Zerbst 1710, Teil V, S. 482. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 2° 19:2.
Peter Isselburg: Versammlung der Fruchtbringenden Gesellschaft in der Imprese Herzog Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar, in der Gesellschaft "der Schmackhafte". Um 1622. In: Johann Christof Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt, Zerbst 1710, Teil V, S. 482. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Gm 2° 19:2.

Die erwähnten Verse auf den Eilenden (Heinrich v. Börstel), die an poetische Symposien (stravizzi) italienischer Akademien erinnern, und das ,Gemälde‘ Teutlebens, des Mehlreichen, weisen auf das wichtigste Vorbild der Fruchtbringenden Gesellschaft hin: Die florentinische Accademia della Crusca, die in ihrer Imprese einen Beutelkasten zum Scheiden des Mehls von der Kleie als Sinnbild der Sprachkritik zeigte, nahm Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen (FG 2. Der Nährende. 1617) im Jahre 1600 unter dem Namen L’Acceso (Der Entzündete) auf. Er arbeitete am ersten Wörterbuch der Crusca mit, ließ in Köthen seine eigenen Übersetzungen der philosophischen Dialoge von Giovan Batista Gelli, einem Leiter der Accademia Fiorentina, und andere, von den Eingriffen der katholischen Zensur befreite italienische Bücher drucken, darunter die von Tobias Adami (FG 181. 1629) veröffentlichten Gedichte Tommaso Campanellas (1623). Auf Gellis in der italienischen Sprachdebatte vertretene Ideen berief sich der Fürst, besonders darauf, dass kein Gedanke an eine Sprache (z. B. Griechisch oder Latein) gebunden sei und dass alles in jeder Volkssprache ausdrückbar sei, wenn diese kultiviert werde. Wie das zu bewerkstelligen war, definierten die Gesellschaftsbücher seit 1622, indem sie das höfische, jedoch schon sozial verallgemeinerte Verhaltensideal der Conversazione civile (Stefano Guazzo) mit den Aufgabenfeldern der Spracharbeit in aller Kürze umschrieben:

Erstlichen daß sich ein jedweder in dieser Gesellschafft/ erbar/ nütz- und ergetzlich bezeigen/ und also überall handeln solle/ bey Zusammenkünfften gütig/ frölig/ lustig und erträglich [d. h. verträglich] in worten und wercken sein/ auch wie darbey keiner dem andern ein ergetzlich wort für übel auffzunehmen/ also sol man sich aller groben verdrießlichen reden/ und schertzes darbey enthalten.
Fürs ander/ daß man die Hochdeutsche Sprache in jhren rechten wesen und standt/ ohne einmischung frembder außländischer wort/ auffs möglichste und thunlichste erhalte/ uñ sich so wohl der beste(n) außsprache im reden/ alß d(er) reinesten art im schreiben uñ Reimen-dichten befleißige[n].1

1 DA Köthen II, Bd. 1, S. [10] u. [60]f. (s. Menüpunkt “Edition” > Erschienen)